15.12.2022

Industrie 4.0 in Latin America – (k)eine Chance für Entwicklungsländer?

Auch wenn es das EINE Lateinamerika nicht gibt, wollen wir uns hier doch an einem allgemeinen Überblick über die momentane Situation, grundlegende Hürden und die großen Chancen von Industrie 4.0 zwischen Mexiko und Argentinien versuchen. Dabei sprechen wir größtenteils über Länder mit großen Territorien, Bodenschätzen und einem immensen Wachstumspotential. In der Realität befinden sich die meisten statt auf dem Weg nachhaltigen Wachstums allerdings in einem ständigen Zwiespalt zwischen großen Hoffnungen und sich wiederholenden Rückschlägen aller Art. Was bedeutet das für die Vierte Industrielle Revolution? Hat Industrie 4.0 keine Chance, oder ist es für die Länder Lateinamerikas eben gerade eine große Chance, voranzukommen?

Außer Frage steht, dass es nicht nur ein immenses Potential, sondern momentan auch ein riesiges Interesse an Industrie 4.0 gibt. Nachdem in den letzten Jahren multinationale Konzerne die Speerspitze des Fortschrittes bildeten, gilt das mittlerweile auch für KMUs. Dabei wachsen mit der Größe nicht nur die erzielbaren Synergiepotenziale, sondern aufgrund der vielfältigen Heterogenität auch die Komplexität erheblich. Eine der zentralen Herausforderungen ist daher die Abstimmung von Investitionen und Veränderungsprogramme über Abteilungen, Standorte und Geschäftsbereiche hinweg. In der Folge haben viele Unternehmen trotz vielfältiger laufender Digitalisierungsaktivitäten und der grundlegenden Überzeugung der Potentiale bisher keinen übergreifenden Industrie 4.0 Fahrplan, der die kurz-, mittel- und langfristigen Kosten und Erträge aufzeigt und ins Verhältnis setzt.

Flexible cyber-physical systems instead of rigid automation: While automation went slower in LatAm, Industrie 4.0 not necessarily needs to!

Losing the job to a robot is a typical fear, mainly within the operative workforce. However, Industrie 4.0 is not essentially about automation but rather about the right balance and information flow between physical and virtual world. Compensating for human weaknesses with digital technologies to make better use of their strengths and capabilities is an essential focus. While lower levels of education and salaries are a natural hurdle for automation, LatAm may have advantages when it comes to introducing digital technologies. A young, digital-native workforce and generally high level of acceptance and interest for “digital” solutions can be a game changer.

Achieve ROI beyond low-hanging fruits: Volatile market conditions keep companies from investing in long-term programs.

When it comes to budgeting I4.0 activities, companies all around the world struggle due to unclear ROI on the short (and mid) term. Better estimates for the realistically achievable value can derived from a structured Roadmap that paints the way forward while concerting enabling and payoff projects. Still, successful execution needs stability in strategy, planning and investments to let the plan come reality. In addition to current global threats to economic stability, companies in LatAm are compelled to manage the risks of high inflation, changing government policies and constantly changing market conditions.

First time right – Make it digital from the start: Take advantage of less legacy in IT and a digital-friendly mindset.

Legacy systems and long investment cycles are a big hurdle for the introduction of modern equipment in LatAm. In IT though, companies often haven`t yet implemented as many systems as in other countries which may help to avoid costly transitional and compromise solutions. Very importantly it can prevent from disillusionment and resignation of users that many international companies suffer.

Combined with a generally digital-friendly mindset it allows to set up a 100% digital process from the start instead of lengthy change management and allows for up-to-date solutions, based on open standards, that are modular and widely compatible. Although expensive solutions may be out of reach, a lot can be achieved with a capable team that focusses on a need-oriented information flow and data-oriented way of working, instead of complex systems.

Engagement from shop floor to top floor: The entire organization needs to be convinced of the benefits and prepared for their new role.

Industrie 4.0 requires commitment on C-level, drive from innovative core teams and involvement of users on all levels. On the one hand, that requires to specifically dedicate resources to the topic and provide budgets for pilots & testing. On the other hand, a continuous learning process as well as a shift of responsibility & involvement to lower hierarchy levels needs to be initiated. Ultimately, this requires a shift of paradigm regarding information access, responsibility and decision-power which will not be achieved over night.

Obwohl auch Großunternehmen praktisch durch die Bank noch signifikante Herausforderungen im Bereich der Grundlagen von Industrie 4.0 (Computerisierung von Prozessen und flächendeckende Konnektivität) zu bewältigen haben, starten KMUs meist von einem deutlich niedrigeren Level. Über typische Probleme wie Medienbrüche, fehlende Systemschnittstellen und eingeschränkte Systemnutzung hinaus, mangelt es in einigen Unternehmensbereichen nicht nur an IT-Systemen und digitalen Lösungen, sondern bereits an standardisierten Prozessen als Grundlage. Während sich mittlere und große Unternehmen typischerweise mit der werksübergreifenden Standardisierung von Datenstrukturen auf Prozessausführungsebene (MES-Level), bis hinunter auf den Shopfloor, beschäftigen, arbeiten KMUs eher noch an den Prozessen auf Unternehmensebene (ERP-Level). Eine zentrale Rolle spielen dabei „Legacy“-Systeme. Hinsichtlich der physischen Infrastruktur setzen veraltete Maschinen und lange Investitionszeiträume der Vision cyberphysischer Systeme oftmals enge Grenzen. Auf Prozess- und Systemebene kann es sich hingegen als großer Vorteil erweisen, auf einem Greenfield direkt offene, kompatible und flexible Standards zu setzen, statt sich mit der schwierigen Transition von 1001 Systemen zu beschäftigen. „Make it digital from the start“ ist eine der großen Chancen für Industrie 4.0 in Lateinamerika.

  • cdi40alta
  • Senai2
  • VDI Brazil
  • Rethinking Works
  • UAI Chile
  • Galileo
  • Universidad Austral

    Eine zentrale Säule von Industrie 4.0 ist der Ökosystem-Gedanke, den wir in Deutschland und speziell am RWTH Aachen Campus seit über 10 Jahren verfolgen. Mit zunehmender Unterstützung von Regierungen, Verbänden und verschiedensten Organisationen wachsen auch in vielen Ländern Lateinamerikas die Communities. Statt das Rad neu zu erfinden, zielen viele Programme, Hubs und Fördertöpfe zurecht darauf ab, die Fortschritte der letzten Jahre in Forschung und Anwendung nutzbar zu machen. Im Austausch mit unseren regionalen Partnern und Unternehmen vor Ort zeigen sich insbesondere drei Bedarfe:

    1. Austausch mit Peers in I4.0 Communities: Sich in einem leistungsfähigen Ökosystem zu vernetzen, hilft, schneller voranzukommen und viele (nicht alle) Fehler zu vermeiden

    1. Weiterbildung auf allen Unternehmensebenen: Investitionen in Mitarbeiter sind ausschlaggebend, um den Paradigmenwandel voranzutreiben und die richtigen Fähigkeiten im Unternehmen zu entwickeln, zu halten und anzuziehen.

    1. I4.0 Programmentwicklung & -steuerung: Langfristiger Erfolg benötigt ein konsistentes Transformationsprogramm und die entsprechende Organisationsstruktur.

    Der Bedarf zur Weiterbildung betrifft im Grunde die gesamte Belegschaft und erstreckt sich von Grundlagen, über Fachkenntnissen bis zur allgemeinen Arbeitsweise, die Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung im Unternehmen bestimmt. Es gilt, Ängste zu nehmen, Vorteile verständlich zu erklären und ein Verständnis für die eigene Rolle zu entwickeln. Gleichzeitig zeigt sich ein ums andere Mal, dass Committment und Einbindung des Top-Managements essenziell sind und eine intensive Beschäftigung mit Konzepten, Implikationen und Potentialen der digitalen Transformation voraussetzen.

    Darüber hinaus geht es insbesondere auch um die Befähigung einer unternehmensweiten Organisationsstruktur, die Transformation orchestriert. Denn an Pilotprojekten, POCs und Ideen mangelt es zumeist nicht. Vielmehr fehlt die klare Priorisierung, Sequenzierung und Synchronisierung der Aktivitäten entsprechend der verfügbaren Resourcen und über Abteilungs- und Werksgrenzen hinweg. Das Transformationsprogramm sollte Ihre aktuelle Ausgangssituation und den strategischen Schwerpunkt berücksichtigen und sich in einem definierten Transformationspfad widerspiegeln. Weiter Informationen dazu finden Sie in unseren „Insights“ (siehe unten)

    Marcel Hagemann

    Our Insights

    30.09.2022
    Ökosystem: SCAN I4.0 in Argentina
    Ökosystem: SCAN I4.0 in Argentina

    20.07.2022
    Folge 6 (Spanisch): IIoT - La larga búsqueda del valor en los datos - mit Jaume Rey
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    26.01.2021
    Webcast: Calculando ROI en proyectos de Industria 4.0
    Webcast: Calculando ROI en proyectos de Industria 4.0

    12.01.2021
    Webcast: Claves del éxito en proyectos de Industrie 4.0 y principales fallas
    Webcast: Claves del éxito en proyectos de Industrie 4.0 y principales fallas

    Unsere Veröffentlichungen

    01.06.2022
    Artikel: Contar con un Roadmap de Industria 4.0 que potencie el negocio
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    31.10.2018
    Whitepaper: Industrie 4.0 Maturity Level in Mexican Manufacturing Companies
    Whitepaper: Industrie 4.0 Maturity Level in Mexican Manufacturing Companies

    26.10.2020
    Artikel: Las claves del éxito en la implantación de un proyecto Industrie 4.0
    Artikel: Las claves del éxito en la implantación de un proyecto Industrie 4.0

    Bevorstehende Veranstaltungen

    14.12.2022
    Expert-Training
    Expert-Training

    14.12.2022
    Zertifikatskurs - Digital Transformation Expert
    Zertifikatskurs - Digital Transformation Expert



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